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30 Natur und Recht 1 (2008)

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                                                                                  Natur und Recht  (2008) 29:1-15  1


 AUFS ATZE



 DOI: 10.1007/s10357-007-1401-0

 Schlisselthemen eines nachhaltigen europaischen

 Bodenschutzes

Walter   Buckmann und Yeong Heui Lee*




© Springer-Verlag 2008


Seit einem Jahr ligr die thematische Strategic fir dent Boden-
scmt  und  der Etrrf  der Bodenrahmenrichtlinie vor, mit denen
die Euirojpdische Kommission das eurojpdische Umweltrecht kom-
plettieren und einen nachhaltigen Umgang mit den Bodenressour-
cen erreichrn rill. Jahrzehnte vorher batten schon die Welt-Boden-
Charta   ind  die Eurojpdische Bodencharta eine nachhaltige
Bodenutzunog  gefordert, unm der anhaltenden Bodendegradation
:inhalt zu gebieten. I/or l5Jahren hate die Tz'eltgemeinschaft die
Rio-Deklaration fiber Umwelt ind Entwicklung rind einen Ak-
tionsjplan fuir diese Deklaration, mit denen nachhaltige Entwick-
lung, nachhaltige Ressourcennutzung und nachhaltiger Boden,-
schlut umgesetzt werden sollen, verein hart. Der Beitrag stellit die
Strategie, die Rahmenrichtlinic rind den Diskurs zwischen den am
Enscheidungsprozess beteiligten Organen rid Interessenvertre-
tungen von Landwirtschaft rind Industrie, der noch im Gan(ge ist,
dar. Auch werden einige Schlfsselthemen der Weiteretiricling
des Bodenschutzes, losungsbedfirftige theoretische Fragen, die im
Hintergrund der Auseinandersetzungen stel en, skizziert.

I. Uberblick

Die  von  der  Europaischen  Kommission am 22.9.2006
vorgelegte  thematische  Strategie fur den  Bodenschutz'
mit dem  endgaltigen Entwurf  der Bodenrahmenrichtlinie
(EBRRL)2,   die dem  Auftrag des sechsten Umweltaktions-
programms   der EU3  entspricht,4 ruft - wie schon die Vor-
entwurfe  - kontroverse politische und theoretische Diskus-
sionen hervor.
  Das  sechste Umweltaktionsprogramm,   das vom  Europa-
ischen Parlament  und Rat  2002  beschlossen worden  war,
hatte die Absicht der Kommission  begrandet,  thematische
Strategien zu den  sieben wichtigsten Bereichen des Um-
weltschutzes  vorzulegen.i Die  thematische Strategie fur
den  Bodenschutz  war die Letzte und ist die am heif3esten
umkimpfte   Strategie. Das Umweltaktionsprogramm stellt
die  Umweltkomponente der MaBnahmen der Gemein-
schaft zur Umsetzung   des Prinzips der nachhaltigen Ent-
wicklung  dar. Der Schutz der natarlichen Ressourcen und
die F6rderung der nachhaltigen Bodennutzung   geh6ren  zu
den  essentiellen Zielen. Damit hat sich die Gemeinschaft
auf einen Bodenschutz  festgelegt, der Verschlechterungen
der Bodenqualitst Einhalt gebietet und die bisherige Ent-
wicklung  umkehren   sol. Es solte eine Strategie erarbei-
tet werden,  ,,welche die Vorsorge gegen  Bodenkontami-
nation, Erosion, W   stenbildung, Verarmung  des Bodens,
Flschenverbrauch   und  hydrogeologische   Risiken  unter
Beracksichtigung  regionaler Unterschiede,  einschlie3lich
der Besonderheiten  von Berg-  und Trockengebieten,  zum
Gegenstand  hat.8
  Schon  1972  hatte der Europarat  mit der Europaischen
Bodencharta9  Prinzipien fur den Bodenschutz  formuliert,



Prof. Dr. jur. Walter Bickmann, Technische Universitat Berlin;
Prof. Dr.-Ing. habil. Yeong Heui Lee, Technische Universitat Berlin


in 12 Punkten  die lebenswichtige Bedeutung   des Bodens
fur die Menschheit   definiert, Prinzipien fur den Schutz
vor Bodenkontamination, vor Erosion und fur den Fla-
chenschutz  dutch riumliche  Planung aufgestellt und eine
fachabergreifende Zusammenarbeit postuliert.10  Auch  die
Welt-Boden-Charta von 1982 forderte die nachhaltige
Bodennutzung.   Die in 13 Thesen  festgelegten Prinzipien
des Bodenschutzes   der Charta  sind unverandert  aktuell.
Regierungen,  internationale Organisationen und Landnut-
zer werden aufgefordert, Bedingungen  fur eine nachhaltige


*) Autoren sind der geschaftsfiihrende Vorsitzende und die stell-
   vertretende Vorsitzende der interdisziplinren Forschungsar-
   beitsgemeinschaft fir Gesellschaft, Umwelt und Siedlung an der
   Technischen Universitat Berlin. Frau Lee ist Mitglied der Kom-
   mission Bodenschutz des Umweltbundesamtes.
1) Mitteilung der Kommission an das Europaische Parlament, den
   Rat, den Europaischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und
   den Ausschuss der Regionen vom 22.9.2006, KOM(2006) 231
   endgiiltig, korrigierte Fassung vom 27.9.2006, KOM(2006) 231
   endgiiltig/2, 27.9.2006.
2) Vorschlag fdr eine Richtlinie des Europaischen Parlaments und
   des Rates zur Schaffung eines Ordnungsrahmens fdr den Bo-
   denschutz und zur Anderung der Richtlinie 2004/35/EG vom
   22.9.2006, KOM(2006) 232 endgiiltig.
3) Beschluss 1600/2002/EG des Europaischen Parlaments und des
   Rates vom 22.7.2002 fiber das sechste Umweltaktionsprogramm
   der Europaischen Gemeinschaft (ABl. L 242 vom 10.9.2002,
   S. 1).
4) Ausfihrlicher dazu: Lee, Die Thematische Strategie fdr den
   Bodenschutz, in: Mitschang (Hrsg.), Bodenschutz in der Euro-
   paischen Union, Frankfurt a.M.: Peter Lang, 2007, in Druck;
   Lee/Backmann, Europaische Bodenschutzstrategie und Boden-
   rahmenrichtlinie - Entwicklung, Eckpunkte und Perspektive,
   in: Bodenschutz. Erganzbares Handbuch der MaBnahmen und
   Empfehlungen  fdr Schutz, Pflege und Sanierung von B6den,
   Landschaft und Grundwasser, Berlin: Erich Schmidt Verlag,
   2007, BoS 45 Lfg. VII/07, Kennzahl 0254.
5) Zu  den Vorentwiirfen der Bodenrahmenrichtlinie: Bickmann,
   Quo  vadis, europaischer Bodenschutz? - zum Arbeitsentwurf
   einer Europaischen Bodenrahmenrichtlinie, UPR 2006, 210ff.;
   Backmann, Der zweite Entwurf einer europaischen Bodenrah-
   menrichtlinie, UPR 2006, 365 if.
6) Die sieben Strategien umfassen nachhaltige Nutzung nattirlicher
   Ressourcen, Luftreinhaltung, Schutz und Erhaltung der Mari-
   neumwelt, Abfallvermeidung und -recycling, stadtische Um-
   welt, nachhaltige Nutzung der Pestizide und Boden.
7) Der im Bodenschutzrecht verwendete Begriff der ,,nachhaltigen
   Bodennutzung  bezeichnet die Realisierung des Nachhaltig-
   keitsprinzips beim Umgang mit den B6den.
8) Art. 6 Abs. 2 Buchstabe c.
9) Europarat, Europaische Bodencharta, Briissel 1972, Entschlie-
   Bung 72/19 des Ministerkomitees.
10) Em verstarktes internationales Bewusstsein fdr die Bedeutung
   des Bodenschutzes zeigte sich bei der Uberarbeitung der Charta
   des Europarats im Jahr 2003. Zu den Einzelheiten: Lee, Nach-
   haltiger Bodenschutz - international, europaisch und national,
   Berlin: Universitatsverlag der TU Berlin, 2006, S. 62ff.
11) FAO, World Soil Charta, Rom 1982.


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