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2 Dtsch. Z. Ges. Gerichtl. Med. 1 (1923)

handle is hein.journals/injlegame2 and id is 1 raw text is: Die Physiologie der Totenstarrel). Von Hans Winterstein, Rostock. (Eingegangen am 20. Oktober 1922.) Das Problem der Totenstarre besitzt ein besonderes Interesse durch die Fsden, die von ihm zu verschiedenen Wissensgebieten ziehen und ihm eine weit fiber die unmittelbare Fragestellung hinausgehende Be- deutung verschaffen. Praktisch von gr6lter Wichtigkeit fnr den Gerichts- arzt, gewinnt es seine theoretische Bedeutung vor allem durch die engen Beziehungen, die, wie wir sehen werden, zwischen ihm und den Erschei- nungen der normalen Muskelfunktion bestehen. Gerade die Lehre von der Muskelfunktion aber ist eines der Gebiete der Physiologie, das in neuester Zeit ungewohnliche Fortschritte und eine weithin befruchtend wirkende Vertiefung der Kenntnisse erfahren hat. Die duperen Erscheinungen der Totenstarre sind ja allgemein bekannt; Sie besteht in einer einige Zeit nach dem Tode oder, priziser ausgedriiekt, nach dem Stillstande des Kreislaufes eintretenden Versteifung der Mus- kulatur, durch die den passiven Bewegungen der GliedmaBen ein starrer Widerstand entgegengesetzt wird. Diese eigenartige Veranderung des Zustandes der Muskulatur verschwindet nach mehr oder minder langem Bestande, es tritt die L6sung der Starre ein, durch die der Muskel seine weiche Beschaffenheit und Biegsamkeit, nicht aber seine Elastizitat und Erregbarkeit wiedergewinnt. Die Zunahme der Konsistenz und das tribe, opake Aussehen, das der Muskel bei seiner Erstarrung annimmt, haben wohl zuerst den Gedanken einer Analogie zu der Blutgerinnung angeregt, und als Kilhne gezeigt hatte, daB man durch Zerreiben ge- frorener Musken einen PreBsaft erhalten kann, der bei gewohnlicher Temperatur gerinnt, war eine anscheinend exakte Grundlage einer ,,Gerinnungstheorie der Totenstarre gegeben; sie erschien gestitzt durch die Beobachtung, daB die blol3e Erwarmung eines frischen Muskels fiber eine gewisse (je nach der Tierart veranderliche) Temperatur, ebenso wie sie die EiweiBk6rper aus ihrer L6sung ausflockt, auch eine der Totenstarre auflerlich ganz ahnliche Erscheinung, die sogenannte ,,Wr- rnestarre hervorruft, und so ist es nicht verwunderlich, daB diese Theorie bis in die neueste Zeit hinein die allein herrschende war, denn 1) Nach einem in einer gemeinsamen Sitzung der physiologischen und der gerichtlich-medizinischen Abteilung auf der 100. Versammlung deutscher Natur- forscher und Arzte zu Leipzig am 21. IX. 1922 erstatteten Referat. Z. f, d. ges, gerichtl. Medizin. T3;1. 2. 1

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