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39 Dtsch. Z. Ges. Gerichtl. Med. 1 (1948-1949)

handle is hein.journals/injlegame39 and id is 1 raw text is: tber erhitzte Haare in gerichtsmedizinischer Beziehung.
Von
TH. LOCHTE und H. BRAUCKHOFF, Gottingen.
(Eingegangen am 2.Oktober 1947.)
Im voraus sei bemerkt, daB die Frage, ob eine Person lebend in
die Flammen geraten oder als Leiche verbrannt ist, nicht durch die
Untersuchung des fertigen Haares beantwortet werden kann.
Das menschliche Haar ist aus Zellen der Haut aufgebaut, die ver-
hornt sind. Das Haar ist nichts Lebendiges mehr,.insbesondere zeigt
es keinen Stoffwechsel. Mit der Verhornung hat das Haar eine Eigen-
schaft gewonnen, die ihm einen langen Bestand sichert. Unter giinstigen
Bedingungen kann es Millionen von Jahren iiberdauern (Haarfunde
in der Braunkohle und vom Mammut im sibirischen Eise).
Lebend ist vom Haar nur der Wurzelteil auf der Papille. Beide
Teile gehoren der Haut an.
Es kann daher die eingangs aufgeworfene Frage unter Umstanden
wohl durch die Untersuchung der Haut, nicht aber durch die Unter-
suchung der Haare Beantwortung finden.
Eine hervorstechende Eigenschaft des Keratins ist seine Fihigkeit,
Wasser aufzunehmen. Beim menschlichen Haare ist sie so fein aus-
gebildet, daB der Wassergehalt des Haares genau dem relativen Feuchte-
gebalt der atmospharischen Luft folgt. Infolgedessen ist das mensch-
liche Haar zu hygromeftrischen Messungen geeignet. Allerdings nur
dann, wenn es bis zu einem gewissen Grade entfettet ist. Stark fett-
haltige Haare reagieren naturgemB nur sehr langsam oder gar nicht
auf die atmosphirische Feuchtigkeit. Das Haarkeratin ist hydrophil.
Das normale menschliche Haar hat ferner die Eigenschaft, dehnbar zu
sein. Im lufttrockenen Zustande kann es etwa um ein Drittel seiner
Lange gedehnt werden. Legt man es in Wasser, so geht es wieder auf
seine urspriingliche Lange zuruick. Ein nasses Haar kann ungefahr auf.
seine doppelte Lange gedehnt werden. Wasser und Erhitzung macht
die Dehnung ganzlich oder teilweise riiekgangig. Sehon anhauchen
genfigt, ein gedehntes Haar zur Kontraktion zu veranlassen.
In den folgenden Zeilen sollen die Veranderungen, die an erhitzten
Haaren beobachtet werden k6nnen, Gegenstand der Untersuchung
sein, insbesondere nach der Richtung hin, welche Schlnsse man auf
die Temperatur ziehen kann, der das Individuum ausgesetzt war.
Mit bloBem Auge konnen an erhitzten Haaren nur Farbenverande-
rungen und Krauselung, schlieBlich eine Herabsetzung der Festigkeit

Zeitschr. f. gerichtl. Medizin. Bd. 39.

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